Ein Kollege fragte mich, ob ich ihm ein recht spezielles Gewinde schneiden könnte: M14x1, als Linksgewinde. Hmm, theoretisch schon, gib mir mal das Gegenstück mit.
Noch auf dem Rückweg ist mir dann aufgefallen, das meine Drehbank, eine Hobbymat MD 65 nur Rechtsgewinde schneiden kann – das Wendeherz fehlt. Dafür bedarf es schon 3-4 Gewichtsklassen bei Drehbänken mehr, bevor ein Wendeherz direkt im Getriebekasten mit ausgeführt ist. Also was tun: Richtig, selber bauen. So schwer ist es ja nicht, fehlt ja nur ein Zahnrad im Getriebe, zumindest in der Minimalvariante.
So sah es vorher aus, so sollte es mit Zahnrad aussehen:
Also musste zunächst mal eine Mitnahme für das Zahnrad her, D1 = 20, Passnut 5mm. Dafür ein Stück Vergütungsstahl abgesägt und ab auf die Drehbank, Späne machen.
Die Mitnahme im Bild ist für zwei Zahnräder wie oben im Bild zu sehen, deswegen ist die gedrehte Variante entsprechend flacher. Da der Stahl aber recht zäh ist, und der Abstechstahl schon bessere Zeiten gesehen hat, abgesägt und danach plangedreht. Zahnrad passt schon mal wunderbar, als nächstes folgte der Bolzen auf dem sich die Mitnahme dreht. Extra eine weichere Stahlsorte genommen, damit es nicht ganz so schnell frisst. Für eine richtige Büchse fehlte bislang noch die Motivation, vielleicht kommt das noch sobald sich die Umkehrung im Einsatz bewährt hat (oder auch nicht).
Die Passnut wurde doch einen Passbolzen ersetzt, selbst gedreht und entsprechend abgefräst, unten mit M4 Gewinde.
Weil für die Montage der ansonsten fast fertigen Aufnahme noch eine 24mm Unterlegscheibe fehlte, schnell in die Schrottkiste gegriffen. WARNUNG an alle Lehrbuchdreher: bitte weit wegkucken!
Dann fehlte noch der entsprechende Ausleger, an dem das Zahnrad befestigt wird. Diesmal aus Aluminium gefräst, große Kräfte wirken ja nicht. Oben wieder M6 für den Bolzen eingeschnitten, unten Bohrung für die M4 Schraube. Nicht im Bild: später schräg nach unten befestigte Zugfeder um das Rad auf Spannung zu halten.
Weil die Plastikwechselräder aber schon wesentlich mehr eingelaufen waren, habe ich das Stahlrad doch nicht verwendet, sondern ein Rad aus dem Wechselsatz verbaut. Bei Steigung 1mm brauche ich es nicht, daher ist es für diesen Einsatz entbehrlich. Und last but not least:
It’s alife! Der Spanner ist zwar immer ein wenig am ausgleichen, aber der Vorschub fährt nun sauber in Gegenrichtung zur Spindel, so dass dem Linksgewinde nun nichts mehr im Weg stehen sollte. 🙂
Fazit der Aktion: Viele Stunden investiert, viele Späne gemacht, viele Gewinde geschnitten. Dafür die Maschine um ein nützliches Feature erweitert, auch wenn ich Linksgewinde hoffentlich nicht allzu oft drehen muss. Was nicht passt, wird eben passend gemacht!