Wie wir alle wissen, müssen Kranplätze verdichtet sein 😀 Für ein privates (Tief-)Bauvergnügen brauchte es passendes Gerät, um die Erde nach Abschluss der Schachtarbeiten wieder auf ein sinnvolles Maß zu verdichten. Dazu musste entsprechendes Baugerät her, warum es wieder einmal Alteisen geworden ist und welche Dinge man so erlebt, erfahrt ihr wie immer hier.
Mieten oder Kaufen
Auch wenn es genügend Menschen gibt, die meinen, Dinge zu mieten oder leasen sei ein tolles Geschäft, muss ich dem einfach entgegentreten und sagen: Es lohnt sich (für mich) einfach nicht und ich hasse alles daran. Natürlich kann sich nicht jeder einen 18-Tonnen-Bagger in den Vorgarten stellen – keine Frage. Aber gerade bei Handgerät und kleineren Maschinen, geht die Rechnung des “günstigen Mietens” einfach nicht auf. Beispiel gefällig?
So kostet eine neue Rüttelplatte(China) ab 400 €, mit Hondamotor werden 1000-2000 € fällig. Der Mietpreis? Ab 50 € zzgl Sonderkraftstoff pro Tag. Sprich, nach acht Arbeitstagen ist der China-Schüttel für den Heimbedarf abbezahlt und kann im Anschluss in der Baugrube versenkt werden, Thema erledigt. Noch dreister war der Versuch des Baumarktes, einen Dampf-Tapetenablöser für 39 €/Tag zu vermieten, während gleiches Gerät zwei Gänge weiter für 59 € feil geboten wurde… Meine Lösung für solche Fälle: Gebraucht kaufen und besitzen, nach Abschluss aller Arbeiten wieder (meist ohne großen Verlust) verkaufen. So habe ich es schon häufiger getan und bin damit immer sehr gut gefahren.
Zurück zu meinem kleinen Wacker!
Also musste ein kleiner Wackelpeter her. Dabei festgestellt, dass der Markt für gebrauchte Rüttelplatten und Grabenstampfer nicht so wirklich existent ist. Meine These: Alles, was noch irgendwie funktioniert ist auf dem Bau noch im Einsatz und was tatsächlich aussortiert wird, ist auch quasi Kernschrott. So auch die ehrenlos blau übergejauchte Wacker(ohne Neuson)-Rüttelplatte, die ich gefunden habe.
“Verkaufe als defekt, kein Zündfunke, nur für Kenner” – Ich hatte mich eigentlich schon gewundert, warum trotz fast 400 Aufrufen besagtes Gerät bei einem heißen Preis noch immer verfügbar war. Also hingefahren und für nicht einmal fünfzig Doppelmark eingeladen.
Bestandsaufnahme
Die Platte war teilzerlegt und wenig gepflegt, sah auch irgendwie nach Ahrtal-Flutopfer aus. Nachdem die Zündplatte wieder zusammengebastelt war und sich doch ein stabiler Zündfunke eingestellt hatte, war ich guter Dinge, das Moped wieder ans Laufen zu kriegen. Leider hatten die vergeblichen Anreißversuche beim Vorbesitzer den Seilzugstarter sein Leben gekostet, daher musste ich den Motor mittels Akkuschrauber anwerfen. Als der Vergaser meine Standard-Vergaser-Kur in Form eines Wellnessbades im Ultraschallbecken hinter sich gebracht hatte und mit einer neuen Vergaser-Membran ausgestattet war, donnerte der Ilo auch gleich wieder los. Als jemand, dessen Motorschraubereien mit Zweitaktern angefangen hat, ist es mir immer wieder eine ganze besondere Freude, wenn sich der Sieg über die Technik einstellt und bella Macchina wieder loshustet und zu laufen beginnt.
Allerdings wehrte die Freude nicht lange: Mir war schon beim Durchdrehen per Hand aufgefallen, dass der Motor sich beinahe ohne Widerstand über den oberen Totpunkt drehen ließ. Zwar konnte ich mit Ach und Krach noch 5,5 bar Kompression messen, wenn der Akkuschrauber im zweiten Gang unter höchster Last drehte, so richtig doll war das aber nicht. Zusätzliches Ärgernis war die fehlende Kupplung: Der Motor war original direkt per Keilriemen mit dem Erreger verbunden. Das führt dazu, dass einerseits beim Starten erheblich mehr Kraft benötigt wird und andererseits, die Rüttelplatte sofort losfährt, sobald der Motor anspringt.
Mit dem Erreger verbunden lief der Motor aus eigener Kraft nur noch, wenn der Gasregler auf Anschlag Vollgas hing und drohte dabei dennoch jederzeit abzusterben. Ein Blick in den Zylinder und später ein Blick unter den Zylinderkopf bestätigte den Verschleiß der Laufgarnitur. Urteil des Fachmannes: “De Manscheng is platt!”. Zylinder mit harter Laufkante, Kolbenring Stoßspiel jenseits von Gut und Böse, Kolben eingelaufen.
Ich erspare euch die Details einer weiteren Odyssee an Ersatzteilbeschaffung über eBay Kleinanzeigen, die mir zwar zwei neue Baustellen, aber noch immer keine laufende Rüttelplatte bescherten…
Shake it, Baby!
Das Wichtigste an der Rüttelplatte ist ja, dass sie kräftig rütteln kann. Während ich verzweifelt auf weitere, unpassende Motorteile wartete, ging es dem Erreger an den Kragen. Der Erreger ist bei einer Rüttelplatte die Bezeichnung für die Unwucht, die die Maschine erst in Bewegung versetzt.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um zwei Gewichte, die exzentrisch auf einer gemeinsamen Welle angebracht sind und vom Motor antrieben werden. Der Erreger meiner Platte hat schon bessere Zeiten gesehen und kam in der Trendfarbe “rostbraun” daher. Kurz zerlegt, stand für mich fest, dass es außer zwei neuen Wellendichtringen und etwas Schmierfett nichts brauchen würde, um diesen wieder flottzumachen.
Der Aufbau selbst ist super primitiv: Man nehme einen Guss-Lagerbock mit zwei Zylinderrollenlagern, packe zwei Wellendichtringe dazu und hänge links und rechts je ein Unwuchtgewicht dran, einseitig mit Antrieb. Zack feddisch ist der Erreger.
“Moment mal, hast du nicht vergessen die Lager zu tauschen!?” – ein völlig berechtigter Einwand! Normalerweise bin ich der Erste, der grundsätzlich beim Öffnen von (alten) Getrieben und Co die Lagerung auch erneuert, hier habe ich mich bewusst dagegen entschieden, aus drei Gründen:
1) Die Zylinderrollenlager hatten zwar blinde Stellen auf der Unterseite, aber noch keinerlei Pitting an den Wälzkörpern oder dem Innenring selbst. Auch waren die blinden Stellen noch nicht einmal mit dem Fingernagel zu erspüren, und da fühlt der Mensch schon hundertstel an Abweichung. Sprich, sie sind zwar nicht mehr neu, aber auch noch nicht kaputt – glaubt mir, ich kann den Zustand gut bewerten.
2) Die zu erwartende Restlebensdauer. Die aktuellen Lager, SKF “made in W.Germany” haben schon 60 Jahre auf dem Buckel, davon vermutlich 20 Jahre auf Baustellen oder im Tiefbau. Sprich, etliche hundert Betriebsstunden haben sie schon runter. Als Hobby-Tiefbauer brauche ich der Gerät noch schätzungsweise zehn Betriebsstunden, wenn es hochkommt, zwanzig. Penibel gereinigt und mit feinstem Fließfett ausgestattet, würden die Lager noch einige dutzend bis hundert Stunden durchhalten, bis das Pitting und der Fraß einsetzen würde. Vermutlich brauche ich den Wacker nicht mehr so lange, wie die alten Lager es noch tun.
3) Der Beschaffungspreis und die Erreichbarkeit. Die Lagerfabrikanten meines Vertrauens rufen für ein “NU204” rund 30 € auf – online wohl bemerkt. Sprich, rund 60 € (plus Versand oder etwas teurer vor Ort), die den Wacker stand heute keinen Schlag besser laufen lassen. Und wenn die Lager doch ihren Geist aufgeben sollten, so bin ich sechs Schrauben später am Erreger und kann die Lager bei Bedarf oder vor der nächsten Großbaustelle noch erneuern.
Aus ILO wird Honda
Nachdem der Erreger also überholt war, und nach und nach weitere unpassende Motor-Teile zur Rettung des toten Aggregates eingetrudelt waren, hatte ich langsam die Faxen dicke. Schließlich sollte der Möppel schuften und mir nicht noch neue Arbeit einbringen. Als dann ein GX160 samt Fliehkraftkupplung in den Kleinanzeigen auftauchte, war die Antriebsfrage endgültig geklärt. Da es die Rüttelplatte auch von Wacker noch mit GX160 zu kaufen gab/gibt, waren nur wenige Änderungen notwendig. Die größte Herausforderung war es, die beiden Riemenscheiben neu zu drehen (Motor und Erreger), um ausreichend Drehzahl an den Schüttelpeter zu schicken und gleichzeitig auch ein bisschen mehr Schlagleistung aus diesem herauszuholen.
Einen großen Eimer Aluspäne später, waren die beiden Riemenscheiben einsatzbereit. Beide gedreht aus dem Vollen, motorseitig mit der Fliehkraftkupplung verbunden, beim Erreger auf die Welle steckbar. Die Riemenscheibe der Fliehkraftkupplung zwecks Drehzahltuning abgedreht und an deren Stelle meine neue Alu-Scheibe verbaut. Die Keilriemennut in die Scheibe des Erregers habe ich mit Räumnadeln geräumt, muss wohl dringend mal meinen Stoßkopf in Betrieb nehmen. Anschließend noch die Riemenlänge bestimmt und den passenden Riemen bestellt.
Ansonsten gab es für den Honda auch nur einmal Service komplett: Außen- und Vergaserreinigung, Zündkerze, Ölwechsel, Hitzeschutzblech des Auspuffs entrostet, Tank grob ausgebeult und ebenfalls neu lackiert. Danach sollte es mal gut sein, ab auf die Platte und verschraubt das Ding.
Wer rastet der rostet
Motor und Erreger waren nun also aufgehübscht* (*ehrenlos überlackiert), da wollte ich zumindest der Oberseite der Rüttelplatte auch eine ansprechende Optik verleihen. Das Blech, auf dem der Motor stand, war mit der CSD-Scheibe schnell entlackt, beim Gussträger darunter ging es mit der Drahtbürste gut. Aber der Rüttelkörper selbst, war schon arg rostig und hatte lästige Kanten. Also mit dem Nadelentroster losgelegt und bei geschätzten 130 Dezibel Rost zu Staub und Wärme verwandelt. Dabei leider eine unschöne Entdeckung auf der Unterseite gemacht, die mir bisher verborgen geblieben war – an zwei Stellen ist die Rüttelplatte durchgeschliffen!
Schön zu sehen, dass es genau die Stellen sind, wo senkrechte Verstärkungen eingeschweißt waren. Dort konnte der Boden nicht weichen, während er sich weiter in der Mitte einfach minimal nach Innen gedrückt hat. Auch die scheinbar wenig artgerechte Lagerung im Wasser (viele Rostnarben) zeugen von einem bewegten Leben.
Da das Kind nun ohnehin schon in den Brunnen gefallen war, kurzerhand den faulen Boden großzügig rausgeflext und ein passendes Reparaturblech zurecht gedengelt. Da sich drei Millimeter Stahlblech gar nicht mal so gut in Form bringen lässt, habe ich für die Formgebung die neue Hydraulikpresse bemüht. Anschließend das Schweißgerät aus der Ecke gezerrt und heidewitzka! – Schweißen bei über 30 Grad ist wahrlich keine Freude. Rund anderthalb Meter Schweißnaht später war das Werk vollbracht und nach grobschlächtiger Entrostung auch breit für die Lackierung. Da der neue Motor allerdings etwas breiter baut als der alte Ilo, musste kurzerhand auch noch der Handgriff verbreitert werden, eine leichte Übung.
Endmontage und Testlauf
Als endlich alle Baugruppen fertig waren – hat sich bestimmt über vier Wochen gezogen wegen ständiger Warterei oder Beschaffungsproblemen – ging es an die Endmontage. Da man munkelt, es könnte im Betrieb zu tüchtigen Vibrationen kommen, wurden vorsorglich alle Schrauben brav mit Loctite eingesetzt und stramm angezogen. Anschließend den Tank mit Benzin geflutet, dreimal am Starter gezogen und der Honda donnert los, yeah! Dank der Fliehkraftkupplung kann man den Motor jetzt im Standgas weiterlaufen lassen, ohne dass der Erreger angetrieben wird. Erhöht man nun die Drehzahl über den Leerlauf hinaus, greift die Kupplung und versetzt die Rüttelplatte in Bewegung. In diese Sinne ging es auf ins Gefecht!
Einsatz im Graben
Am Einsatzort angekommen, ging es frisch ans Werk und der kleine Wackelpeter tat genau das, wofür er erdacht wurde. Nun, geschätzte fünf Betriebsstunden später, vermag ich mir ein erstes Urteil zu fällen:
Motorumbau: Super!
Zum einen startet der Honda GX auf den ersten Zug, was gerade im Graben von echtem Vorteil ist. Wenn ich da an das Gereiße von den Zweitaktern denke, kann ich da gut drauf verzichten. Auch, dass man nun per Gasregler den “Vortrieb” aka den Erreger ausschalten kann, ist eine nette Funktion fürs Starten oder wenden auf der Stelle.
Breiter Griff: Mittelgut.
Woran ich tatsächlich nicht gedacht habe, als ich den Griff breiter geschweißt habe, ist die Tatsache, dass wenn man an einer Hauswand entlang fährt und der Griff quasi genauso breit ist wie die Rüttelplatte, man jedes Mal mit dem Griff an der Wand lang schrappt, wenn man eine auch nur leichte Kurve fährt. Den würde ich das nächstes Mal so schmal wie irgendwie möglich halten.
Kampfgewicht/Schlagleistung: Guter Kompromiss.
Es ist schon faszinierend zu sehen, wie lockerer Erdboden einfach mal um zehn Zentimeter einfällt, wenn die Platte das Rütteln beginnt. Etwas nachteilig ist jedoch, dass man auch nur 10-15 cm Erde in einem Rutsch verdichten kann, zu mehr fehlt die Schlagleistung, auch wenn ich diese über mein Riemenscheibentuning schon etwas gesteigert habe.
Auf der anderen Seite muss man sagen: Mit ihren gut siebzig Kilogramm, lässt sich der Gerät auch noch gerade so von zwei Hobbytiefbauern, die gut gefrühstückt haben, in oder aus dem Graben hieven. Dieses Problem hat freilich nicht jeder, aber auf meiner nur teilweise mechanisierten Baustelle war es schon gut, die Platte vor der nächsten Anhängerfuhre Füllmaterial in Sicherheit bringen zu können.
Fazit: Ich bin sehr zufrieden. Die Platte tut, was sie soll, der Umbau auf den Hondamotor hat gut geklappt und im Einsatz hat sie sich mittlerweile bewährt. Einzig den fehlenden Rückwärtsgang und manchmal etwas mehr Schlagleistung könnte sie vertragen. Aber wenn ich beides ins Verhältnis zu der Gesamtinvestition von 120 € setze, dann ist das wirklich jammern auf hohem Niveau. In diesem Sinne frohes Schaffen!
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