Als ich vor vier Jahren endlich – und ehrlich gesagt viel zu spät – einen Hubwagen für die Werkstatt besorgte, war das wie ein echter Meilenstein. Plötzlich ließen sich tonnenschwere Lasten furchtbar einfach durch die Gegend bewegen und neuplatzieren. Entsprechend habe im danach viele Dingen auf Paletten verlagert, die vorher in Kisten aufbewahrt wurden, die jedem Orthopäden die Tränen in die Augen getrieben haben. Doch nach dem Problem ist vor dem Problem: Mit einem Hubwagen kann man nichts stapeln!
Es musste also eine neue Lösung her, die etwas handlicher ist, als gelegentlich Nachbars Frontlader Fendt auszuleihen. Gleichzeitig musste die Lösung klein, gut verstaubar, wartungsarm und günstig in der Anschaffung sein – wie immer also die Quadratur des Kreises. Aber manchmal hat man ja Glück im Leben, so auch diesmal: Bei einer benachbarten Firma stand seit zirka zwei Monaten eine Jungheinreich Ameise neben dem Stapel Einwegpaletten, von dem ich mir (mit Erlaubnis des Chefs) regelmäßig passende Paletten für die Werkstatt mitnehmen durfte. Anfangs vermutete ich noch, dass das alte Modell seit der Neuanschaffung draußen parken musste, nach etlichen Wochen und Wochenenden, die der Hubwagen im Regen stand, konnte ich daran nicht mehr so recht glauben. Also hingegangen und nachgefragt, zu welchem Kurs der alte Stapler denn den Besitzer wechseln würde, sofern überhaupt verkäuflich.
„Kannste direkt mitnehmen, ist aber kaputt, Hauptsache ich bin ihn los.“ klang nach einem für mich passablen Kaufpreis.
Jungheinreich HC10G52 – ein Hochhubwagen zieht ein
Bei dem Hubwagen handelt es sich zwar um eine Ameise, jedoch ohne Fahrantrieb. Sprich: elektrohydraulisch heben, zu Fuß ziehen. Baujahr 1988, UVV abgelaufen 1989, hat also nie eine offizielle Wartung nach dem Kauf gesehen, top! Davon absehen war der Zustand für fast 35 Jahre wirklich traumhaft und angesichts des Preises hatte ich eh nicht viel zu meckern. Weil sich eine Öllache unter dem Stapler breit gemacht hatte, stellte ich mich seelisch schon einmal darauf ein, den Hubzylinder abdichten zu müssen, aber zunächst wurde der Hubwägen in die heimische Werkstatt verbracht.
Also, was kann der Gute? Laut Typenschild 1000 kg auf 1,6 Meter Höhe heben, was bei 325 kg Eigengewicht eine ordentliche Leistung ist. Angetrieben wird die Hydraulikeinheit von einem 12-Volt-Elektromotor, der seine Kraft wiederum aus einer 12 V Stationärbatterie (oder wie bei mir verbaut, Bosch L5 für Wohnmobile) bezieht. Die Hubhöhe ist zwar nicht gigantisch, reicht aber vollkommen dazu aus, zwei Paletten übereinander zu stapeln sodass man auch bestehende Stapel anheben und mit einer weiteren Palette „unterfüttern“ kann. Eigentlich fast schon zu perfekt für meine Anforderungen, dann muss ja wenigstens ordentlich was hinüber sein an dem Teil…
(Elektrische) Defekte und Nachrüstungen
Angesichts des Preises und der Bemerkung des Vorbesitzers wusste ich ja, dass es noch etwas zu tun gab. Wo fängt man also an? Nach einem kurzen Blick hinter die „Motorhaube“ war klar, dass hier nicht viel kaputtgehen kann:
Links die Batterie, rechts unten der kleine Hydrauliktank, darauf senkrecht stehend der Elektromotor der Hydraulikpumpe (die sich direkt im Tank befindet). Oben rechts das integrierte Ladegerät und der Bedienhebel für die Heben/Senken-Funktion – that’s it.
Interessanterweise war der Hydrauliktank bis zur obersten Kante voll mit Öl, was ich zunächst auf unversierte Wartung zurückgeführt hatte. Beim Abpumpen des Öls wurde mir allerdings klar, dass wohl Mutter Natur für den Schmierstoffaustritt verantwortlich war: Der Regen war schlichtweg den Bedienhebel bis in den Tank runtergelaufen, und Öl schwimmt bekanntlich oben. Gut einen Liter Brackwasser musste ich aus dem Tank saugen, bis „sortenreines“ Öl in der Spritze ankam – nach dreieinhalb Jahrzehnten war der Ölwechsel aber ohnehin überfällig, daher habe ich die Brühe gleich gegen frisches HLP 46 Hydrauliköl ausgetauscht.
Nachdem die alte Bosch-Batterie wieder aufgeladen war, war es also Zeit für einen ersten Test: Schlüssel umgedreht – wie sie sehen, sehen sie nichts. Gut, wäre auch zu einfach gewesen. Aber ein Schlüsselschalter ist ja schnell gebrückt, zweiter Versuch am Bedienhebel: Läuft! Auf Druck nach vorne läuft der Motor los, auf Zug nach hinten lässt das Ventil das Öl ab – funktioniert also – allerdings mit leichtem Relaisflattern beim abrupten Losfahren.
So schlecht konnte mein Neuerwerb also schon einmal nicht sein, wenn zweidrittel der Probleme sich mit einem Liter Öl und einem neuen Zündschalter erledigen ließen. Da ich ja aber zum Reparieren und nicht zum Geld ausgeben da bin, wurde Letzterer zerlegt, worauf mir Rost und altes Fett entgegen bröselten – kein Wunder, dass er so nicht mehr funktioniert hatte. Also schnell die die Kontakte mit Metallpolitur poliert und neu gefettet, schon war auch das originale Zündschloss zurück im Leben. Blieb noch das Relaisflattern…
Obwohl dem Gerät sogar noch der originale Schaltplan beilag, war die Fehlersuche relativ schnell beendet: Ein Kabel, welches den Steuerstrom auf Hauptrelais aufschaltet – der Motor zieht unter Volllast satte 180 Ampere! – hatte einen zu hohen Durchgangswiderstand, bei 12,5 Volt Nennspannung der Batterie lagen hinter dem Kabel nur noch 9,73 Volt an. Also schnell 60 Zentimeter neues Kabel verbaut, Problem gelöst.
Kernschmelze im Lampensockel
Als letzter kleiner Defekt stach noch die defekte Leuchte des Ladegerätes ins Auge. Weil die Kontakte hinten blöd verbaut waren und das Leuchtmittel ohnehin defekt war, dachte ich mir, ich könnte ja kurz von Vorne messen. Dummerweise kamen die Kontakte der Messspitzen in dem viel zu kleinen Sockel aneinander und verursachten in Sekundenbruchtteilen eine Kernschmelze und schmolzen sich ins Kunststoffgehäuse ein – worauf ich mir auch ohne einen Blick auf das Multimeter sicher war, dass hier ausreichend Spannung anliegen würde. 😀
Also aus dem Fundus eine passende Lampe gekramt und eine neue, grüne, Haube verbaut, war auch dieser elektrische Defekt behoben.
Batterieanzeige nachgerüstet
Prinzipiell funktionierte der Hubwagen nun schon wieder prima und nach ein wenig Liebe in Form von Öl und Schmierfett verschwanden auch die letzten Störgeräusche. Nur die altersschwache Batterie machte mir etwas Sorgen, da aber Ebbe in der Hobbykasse angesagt war und Stationär/AGM-Batterien ein halbes Vermögen kosten, musste eine pragmatische Lösung her – noch tat es die Batterie ja, wenn ausreichend geladen. Die Lösung war eine kleine LED-Batterieanzeige aus Fernost, die mir den Ladestand anzeigen sollte. Leider hat der Stapler kein „Zündplus“, sodass man die Spannung erst sehen kann, wenn der Motor läuft (und entsprechend die Spannung unter der Last zusammenbricht). Also schnell den 3D-Drucker angeworfen und den Zünschalter um einen kleinen Taster erweitert, sodass ich jetzt auf Schlüsselstellung „1“ den Batteriestand ablesen kann. Das Loch für die Anzeige war schnell ins Kuchenblech geschnitzt, die Verkabelung mit ein paar Kabelschuhen fix erledigt. Ich finde, dass Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Fazit:
Einfach regelmäßig die Umgebung im Blick haben und mit den Leuten – dann kommen die besten Angebote fast schon ganz von alleine. Der Hubwagen ist bei mir jetzt ständig im Einsatz, den Rücken freuts und schneller geht es meistens auch. Hätte ich eigentlich auch schon früher besorgen sollen, so ein geiles Teil 🙂
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