Vor knapp einem halben Jahr bin ich für n‘ Appel und n‘ Ei an eine kleine Bandsäge geraten. Wie das so ist mit den günstigen Dingen im Leben, sie brauchen meistens ne Menge Pflege bis sie wieder laufen. Und da Zeit bei mir eher chronische Mangelware ist, verstaubte sie seit dem bei mit weiter. Nachdem ich dann vor ein paar Tagen etliche Hölzer auf Maß sägen musste, kam der unbedingte Wille wieder hoch, dass nächstes Mal mit der Bandsäge zu machen. Problem war: Es fehlte das obere Laufrad und die entsprechende Halterung. Gähnende Leere in der oberen Hälfte.
Den ursprünglichen Plan, das Laufrad selber zu gießen habe ich in Anbetracht der Zeitsituation(siehe oben) gestrichen und bei ISC für eine vermutlich ungefähr ähnliche Säge ein neues Laufrad bestellt.
Aber halt auch nur ungefähr ähnlich: Zwar hatte es den gleichen Durchmesser und Lauffläche, aber nur drei Speichen, eine 1000x bessere Oberflächenqualität und eine Keilnut. Moment, Keilnut? Da sollten doch eigentlich die Lager sitzen.
Also bei der nächstgrößeren Drehbank im Bekanntenkreis das olle Rad zentriert so gut es ging und ausgedreht, ging trotz unterbrochenen Schnitts recht gut, war ja auch nur Alu. Dann auf 22H7 getrieben und zwei 608-ZZ Kugellager eingepresst. Soweit, so gut. Die Frage war nun: Wie muss der Lagerblock ausgesehen haben, an dem das Rad befestigt war, und dennoch gespannt werden konnte? Als Googles Bildersuche nichts passendes zu Tage lieferte, hab ich ein ungefähres Papiermodell gemacht, Maß genommen, abgeändert, Maß genommen und so weiter.
Als der Plan dann fertig war konnte es in die Fertigung gehen. Der Lagerblock besteht aus einer massiven Aluminiumplatte mit passender Bohrung für die Welle sowie vier Langlöchern für die Höhenverstellung. Für diese gibt es auf der Stirnseite noch eine Bohrung samt Verschraubung, soll ja diesmal schließlich halten. Schruppfräser auf die Fräse gesteckt, Material aufspannen und gibt ihm!
Ein Kehrblech voll Späne später war es dann vollbracht, Aluminium in seiner schönsten Form:
Da der Block regelmäßig in der Höhe verstellt und nicht nur einmal montiert wird, wollte ich die Lagerung nicht den Schrauben bzw deren Gewindegängen überlassen. 8.8er Schrauben fressen sich nämlich gerne in weiches Alu, daher die Drehbank angeworfen und aus Messing passende Gleitbuchsen gedreht. Sieht jetzt schon hochwertiger aus als der ganze Rest der Säge und ist es wahrscheinlich auch, aber die Welle stand ja noch aus.
Also wieder zurück an die Drehbank und aus Stahl was passendes Abdrehen. Genaue Sorte unbekannt, wie immer bester WGSRL(was gerade so rum lag) Stahl. Aber mit reichlich Öl ließ sich auch diese Welle passabel bearbeiten bevor es zum Schrumpfen in den Gefrierschrank ging. Ein paar Stunden später ließ sich die Welle gewohnt einfach in den Block einsetzen. In diesem wird sie zusätzlich noch von einer Querschraube gehalten, die im oberen Bild noch nicht vorhanden war. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, auch ohne montiertes Rad.
Für dessen Montage also noch mal den ganzen Block auf Eis gelegt und nach dem abkühlen mit sanfter Gewalt die Lager in ihre neue und endgültige Position gebracht. Abschließend noch ein bisschen mit den Stellschrauben jongliert, hier und da ein wenig nachgezogen und die Säge sägt wieder.
Kostenmäßig hielt sich die Reparatur im Rahmen, wenn man die Stunden als Hobby, Lehrzeit oder Flucht vor dem Alltag verbucht. Sonst kauft man besser ne neue Säge, das wäre dann günstiger. Das nicht-so-ganz-passende Rad kostete inklusiver neuer Laufflächen für beide Räder 21€, die Kugellager ~ 1€ pro Stück. Alu und Stahl kamen aus der Restekiste, Materialwert insgesamt für die ganze Reparatur etwa 30€. Drei oder vier Stunden hat die Bearbeitung sicher gedauert, kommt aber immer auf die Möglichkeiten und Werkzeuge an.
Edit 2015
Tja, wie das Leben so spielt. Seit der Anschaffung der Bandsäge ist sie noch nicht länger als 5 Minuten gelaufen, und ich fürchte das wird auch so bleiben. Wenn man sich erstmal in Stahl verliebt hat, ist Holz eben nur noch eine Notlösung. Vielleicht wird der Motor bei Zeiten zweckentfremdet oder das Chassis eingeschmolzen, mal schauen.
War nur so das, was mir beim Umsortieren der Bilder auf das neue Blogsystem aufgefallen ist 🙂