Von der letzten Großwild-Safari noch übrig geblieben, lagen noch zwei leere 30.06er Hülsen in einer der vielen Schubladen.
30.06 ist die zivile Variante der 7.62 Nato Patrone, die vom lumpigen Karabiner über MGs bis hin zum Scharfschützengewehr ihre Verwendung finde. Zusammen mit einem paar guter AKG In-Ears, die unter bekanntem Kabelschwund litten, ließe sich doch sicher etwas tolles basteln.
Gut, so ganz zufällig war das Kaliber dann auch nicht mehr, denn die Treiber der AKGs haben einen Durchmesser von etwas über 10mm, die Hülsen außen am hinteren Ende gute 12mm. Also ab an die Drehbank und einspannen:
Anschließend den vorderen Teil abstechen, schließlich will man ja nicht die Mitmenschen beschallen, sondern einen möglichst hohen Schalldruck im Inneren erreichen. Messing ist da dem schäbigen Plastikdeckel, der werksseitig verbaut war, meilenweit überlegen.
Nach dem Abstechen zwei Sachen festgestellt: Die Hülsen hatten mehr Wandstärke als vermutet, und die übrig gebliebenen Enden sind ganz schön schwer o_O.
Die Präzisions-Küchenwaage zeigte ein Gewicht von 5,5g pro Halbschale an – das wiegen solche Headsets komplett inklusive Stecker und Kabel. Da solches Gewicht einem wahrscheinlich die Treiber aus den Ohren ziehen würde, zurück an die Drehbank und die Hülsen von Innen, so gut es geht, leerräumen. Leider passte der Innendrehstahl nicht, daher wurde nur gebohrt was das Zeug hält. Jede Seite wurde um 2g erleichtert, sodass jetzt 3,5g auf der Waage stehen – schon ganz ok, aber leichter wäre besser gewesen. Andererseits ist solches rumgebohre in unbekannten Durchmessern auch recht heikel, zwei- drei Zehntel zuviel und die Wand ist durch, oder das Zündplättchen fällt hinten wieder raus. Also so belassen.
Danach ging es ans Kabel. Das misst 1,5mm im Durchmesser, und scheint ein hochwertiges Silikonteil zu sein. Beim damaligen Neupreis sei dem Hersteller auch geraten, ein solches verwendet zu haben. Mit einem 1,5mm VHM (Vollhartmetall) Bohrer die passenden Löcher gebohrt, bis die Denkrinde zwischen den Ohren ihre Bedenken hinsichtlich der Kabel anmeldete. Messing ist ja eher spröde, die Kanten also recht scharf, auch wenn sie oberflächlich entgratet sind. Für das Kabel, das schon einmal den Geist aufgegeben hatte, und zwar genau unter dem Plastikgehäuse, also ziemlich unbrauchbar. Bei frostigen -8 Grad also zurück zur Bohrmaschine, und die Löcher auf 2,5mm vergrößert. Anschließend ließen sich sogar die konischen Kabelknickschützer recyclen, die beide unter dem alten Gehäuse abgeknickt waren. Von Innen durchschieben bis es klemmt, passt!
Dann der unspektakuläre Teil: Kabel abisolieren, Schutzlack bei 350 Grad und mit reichlich Lötzinn abkokeln, Kabel verlöten. Danach einen Knoten ins Kabel, als Zugentlastung und damit alles zurecht getüddelt. Auch wenn der Sitz der Treiber in den Hülsen schon ganz gut war, etwas mehr als nur klemmen sollte man so etwas schon. Also die übliche Mischung 1:1 als Harz und Stinkehärter angerührt, ordentlich Kleber an den Treiber gemöllert und ihn an seinen neuen Bestimmungsort gedrückt. Da der Kleber 20 Minuten bis zum vollständigen Abhärten braucht, der Bastler aber keine Zeit hat 20 Minuten lang zwei Teile zusammen zu drücken, durften das die Stahlkolosse vom Schreibtisch machen.
Und damit ist das Werk vollendet: AKG meets 30.06, Koopfhörer mit ordentlich Bumms!
Viel Spaß beim Nachbauen & schickt mir eure Bilder! 🙂
Anton Svinin meint
Hey Simon,
Ich finde die Idee gut, solche Kopfhörer wären auch ein hingucker.
Nur leider hab ich nur geladenen Patronen (2 Stück von einer Schrotflinte, einfach so im Wald gefunden)
Michel meint
Du kannst ja mal bei deinem örtlichenn Schützenverein nachfragen oder mit Meißel hinten draufhauen (NEIN).
Jacques Stober meint
Hey mal so als frage : Wie hast du den deine alten Kopfhörers auseinander bekommen ? Bitte genaue Erklärung.
Danke
LG
JACK EPG
Fabian André meint
Das Ding verdient nen Design Award 🙂 Könntest du glatt lizensieren 😉
Hägar meint
Servus,
Deine Beiträge und Videos sind einsame Klasse und ich bin bei den Beiträgen zurückgegangen und auf den mit den Patronenohrhörern gestoßen.
Dabei sprangen mir sofort die Kaliberbeschreibungen ins Auge weil sie kpl. falsch sind. Das soll jetzt keine Kritik sein, nur ein Hinweis. 😉
Gruß Hägar
Simon Bäumer meint
Hallo Hägar, danke für deinen Kommentar – von Munition habe ich wenig Ahnung, lasse mich da aber gerne beraten – am besten per Mail an info ät kondensatorschaden.de 🙂
VG Simon