Ich hasse Winter. Alles ist eiskalt, die Nase läuft permanent, ohne Handschuhe geht gar nichts, und selbst damit sind die Hände nach wenigen Minuten fast abgestorben. Haut man sich dann die Finger gegen etwas, schmerzt das ungefähr so als würde man mit Anlauf den kleinen Zeh gegen eine Tür treten.
Nein, die kalte Jahreszeit ist nicht meine Jahreszeit, bzw generell nicht die Jahreszeit der Schrauber. Stahl ist nun mal recht kühl.
Dieses Jahr habe ich beschlossen, dass dieses Jahr das Letzte gewesen ist, in dem ich beim basteln gefroren habe. Also musste eine Heizung für die Werkstatt her. Strom ist unwirtschaftlich, Gas produziert kubikmeterweise Wasser, also auch keine Alternative.
Auf der Suche durch die Kleinanzeigen bin ich dann über eine gebrauchte Dieselkanone gestolpert, die dann zwei Tage später abgeholt wurde.
Die Kanone ist ein Master Instant Heater BV125-EA made in USA wenn man der Aufschrift glauben darf. Im Prinzip ist das ein Heizungsbrenner wie für die normale Hausheizung, bloß wird hier kein Wasser erhitzt, sondern direkt angesaugte Luft. Sie sieht zwar äußerlich schon etwas mitgenommen aus, aber sie funktionierte auf Anhieb und an einem solchen Gerät ist eigentlich nichts dran was ernsthaft kaputt gehen kann.
Wie bei jedem gebrauchten Neuankömmling, steht zu nächst eine Grundreinigung und Inspektion an.
Unter dem Deckel sieht man gleich den Brenner samt Abgaskamin, sowie den Elektromotor mit dem Gebläse im hinteren Bereich. Unter der Technik sitzt ein 40-50l großer Tank – das war‘s.
Durch den hohen Luftstrom von bis 900 cbm/h setzt sich natürlich auch jede Menge Dreck in dem Gebläse ab. Hier ist der Lüfter schon entfernt. Links ist der Brenner mit der Zündkerze zu sehen, rechts der Elektromotor samt Pumpe sowie die „professionelle“ Verkabelung des Geräts.
Hier ein Funktionsschema so einer Dieselkanone, erstellt mit meinen unfassbaren Paintskills:
Der wichtigste Bestandteil ist der Elektromotor im hinteren Bereich. Auf dessen vorderen Wellenendes sitzt ein primitiver Blechlüfter, der den Luftstrom herstellt und so a) den Raum durchlüftet und b) den Brenner vor dem verglühen schützt.
Auf dem hinteren Ende sitzt eine Luftpumpe die genau so funktioniert wie der Druckluftmotor eine Schlagschraubers. Das Pumpenelement besteht aus Kunststoff und ist wartungsfrei, meins hat sicherlich schon bessere Tage gesehen, aber Ersatz ist kein Problem. Die Pumpe erzeugt einen Überdruck von etwa 0,3 bar der nötig ist, um den Brennstoff aus dem Tank zu saugen.
Die Brennerdüse hat daher zwei Rohranschlüsse: eine großes Rohr das direkt in den Tank geht, und einen zweiten für die Überdruckleitung. Gemäß dem Venturiprinzip wird so Luft um die Düse geblasen, so dass ein Unterdruck entsteht, der den Brennstoff ansaugt und im Luftstrom vernebelt. Eine direkt neben der Düse montierte Sonderzündkerze entzündet das Gemisch und die Kanone zündet.
Die Zündung selbst ist ein primitiver Trafo, der sich die Netzfrequenz zu Nutze macht und so 50 Funken pro Sekunde springen lässt – nach kurzer Zeit wird die Zündung über einen Danfoss BHKW (Blockheizkraftwerk) Regler abstellt.
Als echtes Feature verfügt der Brenner über eine Brennerüberwachung in Form einer Photozelle (auch von Danfoss). Gibt es 10 Sekunden lang kein Licht(Feuer) in der Brennkammer, wird die Pumpe abgestellt. (der kleine schwarze Stift rechts im Bild). In dem Zuge der Reinigung wurde auch gleich die Verkabelung erneuert und etwas schöner gestaltet.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass schon nach wenigen Sekunden die Rauchentwicklung unerträglich wird, wenn ungezündeter Diesel in der heißen Brennkammer verraucht.
Das Brenner selbst ist ein Modell mit Kamin, das im Gegensatz zu den billigeren Derivaten der üblichen Verdächtigen die warme Luft und die Abgase der Verbrennung strikt trennt. Der Brenner wird heiß und besitzt zwei Kammern durch die die Abgase hindurch müssen während sie ihre Abwärme an das Gehäuse abgeben. Anschließend verlassen die Abgase die Dieselkanone über den Kamin ins Freie.
Der glühende Brenner wird ähnlich einem Mantelstromtriebwerk von einem Luftstrom des Lüfters gekühlt und damit die angesaugte Luft erhitzt.
Soviel zum Funktionsprinzip. Meine Kanone hatte neben einigen fehlenden Schrauben zwei kleinere Defekte, eine abgerissene Befestigungslasche sowie ein Riss im vorderen Teil des Brenners. Die abgerissene Lasche wurde schnell wieder angeschweißt, und auch der Riss in der Brennkammer wieder zugebraten. Hierzu vorher den Brenner laufen lassen, damit weniger Spannungen in dem Blech waren.
Der Dieselfilter war dicht, daher war die Freude von kurzer Dauer. Tank ablassen und den Filter von unten entnehmen & renigen. Danach konnte richtig geheizt werden. Nie wieder kalte Hände beim Schrauben!
Frohe Weihnachten und immer schön fleißig bleiben!
Ludwig meint
können sie auch einen VU Meter aufbauen mit dem Mega8 und unter Bascom Ich würde mich sehr freuen um eine Nachricht
123Pyrofire meint
Toller Beitrag. Wie lange dauert es bis es bei dir damit warm wird ?
Simon Bäumer meint
Die Werkstatt in der die Dieselkanone steht, ist quasi überhaupt nicht isoliert. Wenn es draußen Grad, habe ich nach einer halben Stunde zirka 10 Grad Innenraumtemperatur. Ich überlege schon länger, einen kompletten Dachboden einzuziehen, damit die warme Luft nicht immer im Dach verpufft. Nach einer Stunde Betrieb hat man dann angenehmes Pullover-Klima, viel wärmer geht bei den Verlusten leider aktuell nicht.
Wenn man im Luftzug steht und sich ab und an die eingefrorenen Hände wieder aufwärmen kann, geht es aber echt in Ordnung auch wenn man die Heizung gerade erst gestartet hat.
Daniel Ruppert meint
Hallo,
wieder mal ein interessanter Beitrag! Vielen Dank!
Wie sind denn deine Erfahrungen mit dem Diesel-Verbrauch? Und ist auf dem Typenschild eine Nennleistung angegeben?
Viele Grüße und weiter so!
Simon Bäumer meint
Bitte, gerne 🙂
Laut Hersteller und Typenschild hat die Kanone 25kW Nennleistung, der Verbrauch liegt so bei 2-2,5kg pro Stunde, also knapp 3l Diesel. Da der Tank aber 50 Liter fasst, reicht das quasi ewig.
Die Wärmeabgabe ist schon gewaltig sofern der Raum einigermaßen dicht/isoliert ist. Hatte die Kanone mal in einem anderen, ähnlich großen Gebäude mit besserer Isolierung getestet, da war nach einer halben Stunde T-Shirtwetter. Leider ist aktuelle Standort nach oben noch sehr durchlässig, soll sich im Laufe des Sommers aber noch ändern.
Franz Spatt meint
Hallo!
Habe gerade diesen tollen Beitrag entdeckt! Ich habe eine sehr ähnliche, vermutlich etwas jüngere Kanone (BV 125 EZI) und ständig Probleme mit verstopftem Dieselfilter. Hast du Fotos von deinem Filter? Und wie funktioniert das Abnehmen von unten? Durch die kleine Ablass-Öffnung?
Beste Grüße aus Österreich,
Simon Bäumer meint
Hallo Franz, auf der Unterseite von meinem Tank ist eine vielleicht 40mm große Öffnung, direkt darunter (oder darüber, je nachdem wie man es sieht) sitzt der Filter. Die Kanone dafür auf die Seite legen, dann aufschrauben und von unten den Filter entnehmen. Ich weiß gerade nicht mehr genau wie es gemacht war, also ob der Filter direkt mit auf dem Deckel saß oder auf dem Saugrohr von oben, aber man kam eigentlich gut dran. Nachteil: die nächsten zwei Stunden stinken deine Hände nach Diesel.
Nachdem ich den Filter einmal gesäubert habe, gab’s keine Probleme mehr. Was aber sein kann, ist, dass du Dieselpest bei dir im Tank hast, eine Bakterienverseuchung. Entweder Additive dagegen reinschütten, oder das nächste Mal den hundsteuren Premiumdiesel von Aral tanken, da ist kein Biozeug drin(das ist wohl mit das Problem bei langer Lagerdauer). Bei Shell & Konsorten ist im Premiumöl nur minimal Bio drin, weiß ich nicht mehr zu 100%. Mit sauberem Diesel sollte es dann eigentlich keine Probleme mehr geben.
Franz Spatt meint
Hallo Simon!
Meine Öffnung auf der Unterseite ist kleiner (3/4″ Blindstopfen).
Mein Filter ist nur eine Hülse, die im Saugrohr steckt und daher sehr schnell dicht wird.
Ich tanke nur Heilzöl extraleicht, da sollte mMn kein Biodreck dabei sein. Trotzdem habe ich heute wieder einiges an eigenartigem Schleim aus dem Tank gespült!
Mani meint
Wow klasse beschreibung.
Hätte da noch eine Frage, ist es möglich eine direkte auf eine indirekte umzubauen?
Also brennkammer verschweißen und Abgasöffnung erschaffen?
Lg
Mani
Simon Bäumer meint
Hi Mani,
in der Theorie wahrscheinlich ja, in der Praxis denke ich nicht, dass es so einfach geht. Wahrscheinlich verglüht da ratz-fatz die Brennkammer, weil der Gegendruck zu hoch ist. Auch die Mantelkühlung fehlt ja bei der direkten Variante, da müsste mans schon einen halben neuen Brenner aus zunderfestem Stahl formen. Sowas im Nachhinein dran zu basteln erachte ich als ein bisschen schwierig. Verkaufen und eine mit Kamin kaufen ist die sicherere Variante.
Michael meint
Hallo ein super Beitrag .
Habe darauf hin nach der gleichen Heizkanone Ausschau gehalten.
Jetzt hab ich das Gerät auch komplett zerlegt und sauber gemacht.
Wollte nach Anleitung den Luftdruck einstellen. In der Anleitung steht das Gerät laufen lassen ohne das Kraftstoff angesaugt wird dann einen Druck von 0,28-0,32 bar einstellen das ist so aber nicht machbar weil der Druck nicht so hoch geht. Wie hast du das eingestellt? Wenn ich den Brenner mit Kraftstoff auf 0,3 bar einstelle hab ich das Gefühl das es zu wenig ist da die brennkanner nichtmal anfängt zu glühen.
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Gruß Michael
Simon Bäumer meint
Hallo Micheal!
Nunja, Druck habe ich bisher gar nicht eingestellt 😀 Musste zwischenzeitig zwar mal die Flügelpumpe wechseln, aber haben die dann einfach optisch so zirka wie die Alte festgemacht – da die schon recht verbraucht war, und ich die neue wohl etwas optimistisch angebracht habe, ist die Nennleistung noch mal gut gestiegen. Ich kann aber heute oder die Tage mal den Druck messen, was ich da anliegen habe.
Mein Tipp: Mach die Pumpe einfach noch mal ein bisschen tiefer fest, bist der Brenner richtig Feuer macht. Das ist ja keine Wissenschaft, den Diesel zieht er ja alleine. 😉
VG Simon
Michael meint
Ja habe festgestellt wenn man den Pumpendruck erhöht steigt auch die Leistung und die Kanone fängt mehr an zu glühen. Interessieren würde mich der Druck im Betrieb der müsste ja dann wenn er Kraftstoff zieht höher sein wie 0,3 bar.
Gruß Michael
dewim meint
Guten Tag,
ich habe daheim eine sehr ähnliche Heizkanone, nämlich eine Master BV 125 EZI. Sie springt kurz an, zündet manchmal auch kurz und schaltet dann ab. Ich denke, dass zu wenig Heizöl angesaugt wird. Ich würde daher gerne den Pumpendruck überprüfen. Dafür müsste ich mir aber ein passendes Manometer besorgen. Wissen Sie vielleicht welches Gewinde dieses haben muss?
Simon Bäumer meint
Nur der Vollständigkeit halber: welches Gewinde das ist – keine Ahnung. Ich habe meinen Pumpendruck nach den Glühfarben der Brennerkammer eingestellt, vielleicht auch ein bisschen mehr als vom Hersteller gedacht, aber gemessen habe ich das nie.
Tobias meint
Hallo, kannst du mir die Bestellnummer oder den Typ der Fotoelektrode nennen? Unter der originalen Nummer von Wilms ist im www leider nichts zu finden.
MFG Tobias
Simon Bäumer meint
Muss ich an den nächsten Tagen mal nachsehen wenn ich an die Kanone drankomme 🙂
Benni meint
Grüße
Super beitrag.
Ich hab eine ähnlicher kanone und zwar die Mersch Master BV125E mit 27,5KW – indirekt also mit auspuff
Nun zu meinen problem..
Sie startet sofort ohne probleme.
Allerdings dauert es extrem lange bis mal lauwarme luft kommt.
Und sie stinkt extrem nach diesel
Hättest du ideen was da das Problem ist?
Bin zwar schrauber aber dass ist neuland
Lg
Andreas meint
Hallo Leute, bei meiner Master vom TypB15OE funktioniert die Zündung nicht mehr, Gibt es das Zündgerät als Ersatzteil noch irgendwo zu kaufen?
LG
Marc meint
Nein das Zündgerät gibt es nicht mehr, ich habe bei meiner einen Trafo von Satronic, den zt 870 eingebaut. allerdings muss dieser mit einer Steuerung versehen werden, dass diese nach ca 10 sekunden abschaltet, da nicht vollgasfest. Ist aber kein Hexenwerk.
Marc meint
Achja und das Gewinde für das Manometer zum Druck einstellen: 1/8″ BSPT (+ Teflonband)
Grüße 🙂
Thomas Absenger meint
Hallo ich habe eine Master b70 EA
Heute hat es bei meiner Kanonen ein komisches Geräusch gegeben, als hätte es eine Kurzschluss gegeben und dann war der Strom weg, jetzt funktioniert die Kanone nicht mehr. Also Heizöl kommt jedoch zündet tut Sie nicht mehr. Die Kanone ist definitiv schon alt. Hat aber immer funktioniert. Wo bekomme ich den für die noch Ersatzteile??? Vll kannst du mir ja helfen
Moritz Z. meint
Hallo,
hat noch jemand einen Schaltplan von der Elektronik zur Verfügung? (Erstes Bild, graues Kästchen an der Seite). Habe bei mir alles gechekt bis auf das, komme aber
an keinen Gescheiten Schaltplan.
Danke
Andreas Werschitz meint
Hallo Liebes Kondensatorschaden Team !
Ich hab dir schonmal geschrieben wegen des Stromaggregates, dies lief wirklich zu schell, der Teil für die Gasregelung (Feder und Einstellschraube aussen) fehlt noch, aber zu deinem Bericht der Heizung, ich hab 2 Kanonen bekommen, eine größere und 1 kleine, bei beiden war das Kompressorrad hinten kaputt, hats richtig “zerbröselt”, da konnte keine Luft nach vorn gepumpt werden und der Diesel wurde nicht in die Brennkammer geführt, daher keine Zerstäubung und kein zünden des Diesels, der Funke ist da und ich dacht mir, das muss man doch richten können … gesagt getan, von Kanone 1 das Rad des Kompressors mit der Halterung in Kanone 2 gebaut, und alles wieder montiert, nach kurzer Testphase hörte ich “shhh” “klik” “wuuuusch” und zündet und heizt … jetz kann ich ca 20l Heizöl verbraten … für 20€ was der Preis war, gar ned soo arg … jetz wird mir auch nimmer kalt beim werkeln … wenn i wieder einen Exoten bekomm, lass i es di wissen … lg andy
Simon Bäumer meint
Hi Andy, danke für den Kommentar – sowas ist immer schön zu lesen, dann frohes heizen diese Saison und schön, dass du aus zwei kaputten eine heile Dieselkanone machen konntest 🙂