Klinkenbuchse an der falschen Seite

Andere veröffentlichen bei jedem 5000er oder 10.000er Meilenstein ein „Spezial“, ich schaff das nicht mal bei 50.000 Abos – und das war absehbar 😀
Dafür gibt es mal wieder nach fast einem Monat etwas Neues zu lesen, wenn auch nur ein bisschen bessere Konsumkritik.

Ich habe mein aktuelles Smartphone (wobei ich eigentlich trotzdem weiter Handy sage) seit mittlerweile gut fünf Monaten. Es ist ein Huawei Nova 2, vorher hatte ich ein Huawei Honor 7. Das 7er war, wenn auch unwesentlich größer, deutlich schlechter in der Handhabung weil die Kanten sehr „eckig waren, das Nova liegt besser in der Hand. Mein Fazit nach zwei Jahren Honor 7: Kein durchgefärbtes Plastik oben und unten, Akku von bescheidener Qualität(fast auf Samsung Niveau) aber eine tolle Kamera.

Soweit so gut. Eigentlich wollte ich gar nicht groß drum herum reden. Was mich bei dem Nova 2 massiv stört ist der untenliegende 3,5mm Klinken-Anschluss. Mal im Ernst, welcher gehirnamputierte Mensch ist auf die Idee gekommen, dass er dort besser aufgehoben sei als an der Oberseite des Geräts?
Ich habe meine Kopfhörer immer dabei, verpackt in einem kleinen Etui in einer Jackentasche. So lange das Handy noch irgendwie Strom hat, kann ich also Musik hören. Der Stromverbrauch des Digital/Analogwandlers ist zu vernachlässigen, der eingeschaltete Bildschirm beim Liedwechsel oder zum Aussuchen der Musik braucht ein Vielfaches an Strom gegenüber den beiden Membranen.

Handling-Vollkatastrophe

Als Rechtshänder habe ich mein Handy in der linken Hand und bediene es mit der rechten, scrollen, Seitenzahlen etc gehen auch einhändig mit Links. Jedenfalls ist das Kabel immer im Weg, immer! Typischerweise stütze ich das Gerät sonst an der unteren linken Kante ab, geht aber mit Stecker drin nicht.
Dann das nächste Problem: Wohin dreht man den verdammten Stecker?
Nach rechts? Naheliegend, blockiert aber den Ringfinger um das Gerät vor dem Runterfallen zu schützen. Nach unten? Geht mit meinem gewinkelten Stecker auch nicht wirklich, oder man muss das Handy so weit unten anfassen das der freie Fall schon in Reichweite ist. Nach oben stört es beim Scrollen und nach Links ist die haltende Hand im Weg und knickt das Kabel ab.
Da die Weltbevölkerung zum Großteil Rechtshänder ist, wäre die Buchse auf der rechten Seite zumindest etwas besser aufgehoben gewesen, so als Notlösung.

Keine Benachrichtigungen, keine Anrufe, falschherum in der Hosentasche.

Ich hasse diese ganzen Silikon und PVC Kondome und Panzer, die man so über sein Gerät ziehen oder clipsen kann. Einerseits feiern alle immer die neuste Generation die noch  ein bisschen dünner ist, andererseits stecken sie dann das Gerät in eine Hülle, damit das Gerät aussieht wie ein PDA  aus  den frühen 2000ern. Außerdem will ich das Gerät ja anfassen, war ja schließlich teuer genug.

Also kommen für  mich nur  die Slimfit Echt-Lederhüllen – in der Regel von Bugatti – in Frage. Leicht, dünn und trotzdem geschützt, aber trägt eben nicht auf wenn ich das Gerät benutzen will. Wer sich jetzt fragt was meine Hülle mit dem Kopfhöreranschluss zu tun hat: kommt jetzt.

Bedingt durch die Tatsache, dass der Anschluss unten ist, muss man das Gerät falschrum in die Tasche stecken, mit Kabel nach oben. Das führt in erster Instanz dazu, dass das Gerät per se falschrum aus der Tasche kommt, man muss es zunächst umdrehen. Der nächste Punkt ist, dass sowohl die Benachrichtigungs-LED als auch der Lautsprecher dann unten bzw in dem Ledercase sind. Klingelt das Handy in der Hosentasche, hört man es kaum wenn man vorher die Musik ausgesteckt, aber das Handy nicht umgedreht hat. Ähnlich wenn das Gerät mit Kopfhörern irgendwo liegt, also in seiner Hülle. Dann sieht man die LED auch nicht.

Als notorischer: Ich-kenn-nicht-einmal-meinen-Klingelton-Vibrationsalarm-beste-Typ ist das schon ein erhebliches Problem, weil ich dann so Nachrichten vollends verpasse – die Anrufe gehen meistens noch so, weil zum einen dann die Musik aussetzt, zum anderen die Vibrationen gut spürbar sind bzw man es trotzdem hört.

„Benutz doch ein Bluetooth-Headset“

Ist dann häufig die Antwort von den Techbloggerkollegen Daniil, Carsten oder Max, aber mal ehrlich, für mich ist das keine Lösung. Ein Kabelheadset hat immer Saft, ist kleiner und leichter, man sieht nicht aus wie der letzte Otto und man muss das Teil weder Laden noch wird die Batterie schwächer – meine aktuellen Sony-In-Ears sind fünf Jahre alt und immer noch nicht kaputt. Mein Handy von vor fünf Jahren, ein HTC Pulse, liegt längst mit zerschossenem Bootloader und ausgebauter, weil defekter Batterie, im Keller.

Ich habe sogar zwei drahtlose Headsets, eins von Nokia fürs Handy und eins für den PC, für die wenigen Stunden im Monat wenn ich mal ein Spiel anwerfe oder Filme oder Musik zu späteren Uhrzeiten in epischer Lautstärke genießen will, ohne meine Mitmenschen um den Schlaf  zu bringen.

Beide Headsets haben gemeinsam, dass sie ziemlich schnell schlapp machen. Das Nokia nach etwa sechs Stunden, das Logi G533 nach etwa acht. Mag jetzt nicht wie ein ernstes Problem klingen, aber für jemanden wie mich der viel unterwegs ist, bedeutet das, dass das Headset alle drei bis vier Tage nachgeladen werden  will. Da muss man dann auch noch dran denken, das passende Kabel parat haben (weil die Spackenhersteller jetzt schon wieder von Micro-USB weggehen, ich könnte kotzen!) ggfs auch ein zweites Ladegerät weil ja Handy und Headset gleichzeitig voll sein müssen.

Also: für mich ist drahtlos höchstens was für den (Desktop-)Computer. Die Mühle läuft ohnehin etliche Stunden am Tag mit Saft auf den Anschlüssen, zum anderen nutze ich da das Headset so selten, dass ich mit einer Ladung gut zwei oder drei Wochen auskomme.

„Die neuen Geräte haben eh keinen Klinke  Anschluss mehr“

Bekomme ich dann meistens als nächstes zu hören, wenn der Gegenüber die Vorbehalte bezüglich Bluetooth nicht akzeptieren möchte.

Da muss ich dann sagen: Ja mag sein dass Apple & Samsung das in ihren „Top“Geräten so machen, letztlich liegt die volle Marktmacht aber IMMER beim Konsumenten. Was der Kunde nicht will wird abgestraft, egal ob Hardware- oder Software.
„Abstimmung mit den Füßen“  nennt man das & ich für meinen Teil werde mich hüten, auf absehbare Zeit ein Gerät ohne Klinkenanschluss zu kaufen. Mag für manche vielleicht ein bisschen nach Fortschrittsverweigerung klinken, aber nicht alles Neue ist automatisch besser. So lange die Headsets noch ihre eigenen Batterien haben, wird das mit mir und dem drahtlosen Musikerlebnis nichts.
In diesem Sinne Prost auf die 50.000 Abonennten, danke für den ganzen Support über die Jahre, demnächst gibt es auch wieder spannende neue Projekte!

Simon