Der Schleifbock ist ja einer der essenziellen Maschinen die gleichzeitig kaum Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. Hier mal eben ein Stück Stahl entgraten, eine abgesägte Schraube wieder gewindegängig machen oder den stumpfen Bohrer wieder die notwendige Schärfe verleihen. Mit jedem Schleifvorgang werden die Scheiben ein bisschen dünner und die Dreckschicht auf dem Boden ein bisschen dicker.
Die Scheiben auf meinem Greif-Schleifbock hatten die besten Zeiten schon hinter sich, als der Greif-Bock zu mir kam. Aus massivem Gusseisen statt günstigem Stahlblech gefertigt und mit unverwüstlichem Asynchrondrehstrommotor ausgestattet, ein Produkt für die Ewigkeit. Einzige Verschleißteile: Die zwei Kugellager der Motorlagerung und die Schleifscheiben selbst. Die beiden Rillenkugellager vom Typ 6203 hatten ihr nahendes Ende schon länger durch mahlende Geräusche und eine deutlich verkürzte Auslaufzeit angekündigt und wurden bei dieser Gelegenheit direkt gegen neue SKF 6203 2RS Lager getauscht. Ich weiß nicht wie es passiert ist, aber von dem Lagertausch gibt es kein einziges Bild 😐
Denn eigentlich notwendig gemacht hatte den Scheibentausch ein kleiner „Schleifunfall“: das fast perfekte Werkstück aus einem verschweißten Stück Rohr und einer Unterlegscheibe musste nur noch wenige Hunderstel nachgeschliffen werden als die Schleifscheibe eine Schweißperle ergriff und das Werkstück mit Karacho in den Funkenkasten einzog – ich hatte das Werkstück gegen den Uhrzeigersinn gedreht und die drohende Schweißperle somit schlichtweg nicht gesehen.
Nach dem der Schleifer polternd und funkensprühend ausgelaufen war, zeigen sich zwei Dinge: eine zerstörte Schleifscheibe und ein völlig ruiniertes Werkstück. Aber hilft ja alles nichts, Werkstück noch mal neu machen und die Scheiben wollte ich eh schon länger ersetzt haben.
In der Beschaffung von Ersatzteilen würde ich mich selbst als „nicht ganz ungeübt“ einordnen. Dennoch war es gar nicht so einfach passende Schleifscheiben zu finden, denn der alte Greif-Bock hat mit 51mm relativ große Aufnahmeteller. Fündig geworden bin ich bei Meyer Maschinenhandel alias holz-metall.info, die Schleifschleiben in allen gängigen und weniger gängigen Formaten, Materialien und Körnung auf Lager haben. Da die Webseite nicht ganz ideal ist, hier der Direktlink zu Schleifscheiben und Zubehör: https://www.holz-metall.info/shop1/kategorie484.htm
Tatsächlich waren sie der einzige Anbieter der online solche Scheiben führte. 0815 Normalkorund Scheiben in 150 x 20 x 20 für die günstigen Baumarktschleifer gibt es an jeder Ecke, aber selbst halbwegs brauchbare Schleifer von Metabo arbeiten nicht (mehr?) mit so großen Bohrungen in dieser Scheibengröße. Mittlerweile findet man 51er Bohrungen erst ab 200, 250mm aufwärts. Mir wurde auch von einigen Leuten zur Individualbestellung geraten (was wohl kein Problem ist) aber wer will schon länger als notwendig auf seine Geräte und Maschinen verzichten?
Drei Tage später war dann ein Paket in der Post mit dem bestellten Material: drei Schleifscheiben in 175mm x 25mm x 51mm, davon je eine
– in Normalkorund grob
– Edelkorund fein
– Siliziumkarbid mittel
Ich war noch am überlegen ob Normalkorund fein oder grob – jetzt brauche ich mittelfristig noch eine feine, sagen wir es mal so 😀 Die Scheiben mit Normalkorund sind eher die Schruppscheiben um Baustähle, Schweißnähte oder andere weiche Dinge wie Rasenmähermesser in grobe Form zu bringen. Die Edelkorundscheibe ist für den Feinschliff an Bohrer und Drehmeißeln aus HSS gedacht, die Siliziumkarbidscheibe für Hartmetall und andere knüppelharten Werkstoffe, die sich sonst nicht mehr bezwingen lassen.
Dann die Scheiben auf den neugelagerten Bock montiert und die Funkenkasten wieder darangeschraubt. Da wurde mir dann auch bewusst, wie verbraucht die alten Scheiben waren, die schon deutlich mehr an Umfang verloren hatten und so den Schleifunfall durch den großen Abstand von Auflagefläche <-> Scheibe erst ermöglich hatten. Mit neuen, halbwegs frischen Scheiben wäre das wohl nicht passiert.
Im Prinzip müsste ich die Scheiben jetzt noch abrichten, mal schauen ob ich mir einen Abrichter leihen kann oder den selber kaufen muss, kostet dann wieder gutes Geld für wenige Minuten Arbeit. Der Schleifbock darf jetzt bis zum erneuten Wechsel der Lager oder Scheiben wieder sein undankbares Dasein an der Wandhalterung frissten und wird bald auch wieder mit reichlich Dreck überzogen sein – wo geschliffen wird, da sprüht es Funken oder so ähnlich 🙂
Reiner meint
Falls Du das Abrichten der Scheiben noch machst, wäre hierzu ein Video oder Beitrag für Noobs wie mich sicher auch interessant.
Simon Bäumer meint
Hallo Reiner, wird gemacht, steht aber leider ziemlich weit unten auf der immer länger werdenden Liste der Baustellen…
Wolfram meint
Das waren noch Zeiten als die Geräte ehrliche Typenschilder hatten. Schöner Bericht.
Chris meint
Hallo Simon, schöne Restaurierung! Stehe gerade vor nahezu der gleichen Aufgabe. Habe einen D17 Schleifbock zu überholen. Hast du evtl. ein Explosionsbild o. weisst wo es Ersatzteile gibt? Es schein bei mir etwas mit den großen Flaschscheiben nicht zu passen. VG Chris
Simon Bäumer meint
Hi Chris,
Restaurierung würde ich 1x putzen und neue Kugellager nicht nennen, eher normale Wartung.
Egal. Greif gibt es so nicht mehr, Ersatzteile zu bekommen wird daher schwierig. Fehlt dir eine Scheibe? Ich kann die sonst bei mir nachmessen.
Ansonsten, aus wirklich vielen Teilen besteht der Bock ja nicht. Rotor, zwei Lager, Gehäuse, Gehäuseenden links und rechts, zwei Scheiben pro Seite, Funkenkästen, fertig.
LG Simon
Chris meint
Hallo Simon, mit der Begrifflichkeit hast du schon recht. Ich bin jetzt mitvmeinen Andruckscheiben auchvschon weiter gekommen. Ein Freund hat mir eine neue gedreht. Möchte jetzt noch die Lager wechseln. Hast du da noch einen Tip zur Demontage für mich? Gruß Chris