„So lange man es noch schweißen kann, ist es noch nicht kaputt“ – so lautet ein Spruch zum faszinierendsten Fügeverfahren, das es gibt. Blöd nur, wenn der Schweißhelm nicht mehr will.
Zu Schweißen gibt es in der Hobbywerkstatt eigentlich immer genug. Egal ob Metallbau für den Außenbereich, Arbeiten an Fahrzeugen oder Neukonstruktionen – es vergeht selten eine Woche, in der das Schweißgerät in der Ecke bleibt. Um mir selbst das Leben leichter zu machen, kaufte ich schon vor vielen Jahren einen Schweißhelm mit vier Sensoren von Ebay, seinerzeit für ca. 60€. War so die erste Generation „No-Name Schweißhelm mit vier Sensoren“, anfangs war ich ein wenig skeptisch. Ist noch einer aus der Generation mit dem grünlich/gelben Display. Funktioniert seit vielen Jahren und bis heute tadellos.
Als ich mir mein(en) WIG Schweißgerät / Plasmaschneider kaufte, gab es gegen einen moderaten Aufpreis auch einen Schweißhelm mit größerem Sichtfeld und „TrueColor“-Display dazu – also echte Farben statt grüner Farbfilter im Helm. Leider währte die Freude nicht lange, bis die Kassette nicht mehr richtig abblenden wollte: Zwar wurde sie auf Druck des „Test“-Buttons zwar noch dunkel, beim Schweißen selbst wurde man aber arg geblendet. Zum Glück haben alle Visiere einen UV-Filter (DIN 5), sodass man selbst bei Blendung nicht mehr verblitzt wird, nerven tut es dennoch.
Keine zwei Jahre alt war der Helm zu diesem Zeitpunkt, das Kopfband war schon einmal ausgetauscht worden, meist griff ich zum alten Helm. Also wieder reklamieren – eine neue Filterkassette gab es vom Händler problemlos, dennoch wollte ich wissen, was der eigentliche Fehler war.
Nach dem Öffnen der verklebten Kassette wird gleich klar, dass es sich um ein 100%iges Zukaufprodukt handelt, was ich schon vorher vermutet hatte. Aber „designt in Germany“ ist hier nicht, Hersteller des Helmes ist „Mexin“ (js-mexin.com), der Helm ist weltweit als LY800H zu finden, die Bezeichnung des Herstellers ist nur ein Rebranding.
Im Wesentlichen besteht die Kassette aus vier Komponenten: Dem großen LC-Display, einer oberen und einer unteren Platine sowie der Einheit zum Einstellen von Modus, Verdunklungsgrad und Verzögerungszeit. Die obere Platine umfasst die Logik und Ansteuerung des Displays, die untere dient nur zur Aufnahme der unteren Solarzelle sowie der untenliegenden Fotodioden zur Erkennung des Lichtbogens.
Abgewackelte Lötstellen
Auf der oberen Platine wurde ich schnell fündig, was das eigentliche Problem dieser Visierkassette war: zwei abgewackelte beziehungsweise abgebrochene Lötstellen! Das Display besteht eigentlich aus zwei hintereinandergeschalteten LCDs, weshalb auch die Test-Funktion noch gegeben war – das hintere Display funktionierte nach wie vor ordnungsgemäß. Na – das sollte sich doch reparieren lassen!
Fünf Minuten später waren die Lötstellen wieder mit frischem Lötzinn verbunden und et voilà, das Visier funktionierte wieder vollumfänglich 🙂
Allerdings stellt sich an dieser Stelle schon die Frage, wie diese Drahtbrücke brechen konnte: Das Display und die beiden Platinen sind auf Plastikdorne aufgesteckt, die nach der Montage „vernietet“ werden – also leicht angeschmolzen und platt gedrückt – bewegen kann sich die Platine daher eigentlich nicht. Ich gehe daher davon aus, dass die Verbindung bereits bei der Montage im Werk etwas überbogen wurde und im rauen Werkstattalltag dann allmählich gebrochen ist.
Fazit
Die Platinen wieder mit Heißkleber fixiert Dann kann die Kassette verschlossen werden Wieder einsatzbereit 🙂
Natürlich ist es schön, schnell und problemlos ein Ersatzteil zu bekommen. Wenn der Schweißhelm aber beim Auf-Kiel-legen des nächsten Panzerkreuzers am Wochenende ausfällt, ist guter Rat meist teuer. Mit etwas Lötzinn, Heißkleber und Plastikkleber kann man das Visier reparieren, sollte ein ähnlicher Defekt vorliegen.
Tobi meint
Könntest du auch mal wieder was mit Microkotrollern machen wäre sehr nett.?
Erich Lehr meint
Dank für Deine Arbeit für diesen Beitrag. Habe zwar einen Güde Helm, aber Du hast mich vollends animiert die Kassette zu öffnen. Mein Helm, 4/9-13 , seither zufrieden, dunkelte nicht mehr ab, bzw. tat gar nichts.
Keine defekten Lötstellen, dafür den oxidierten Minuspol/Feder entdeckt.
An diesen kommt man blödsinnigerweise nur ran, wenn man die Kassette auseinander nimmt.
So, jetzt kanns mit der Restaurierung der Wahl-Bandsäge aus dem Jahr 1938 weitergehen.
Beste Grüße Erich
Simon Bäumer meint
Hallo Erich, freut mich wenn ich helfen konnte (bzw zur Suche animieren)!
Ui, Bj 1938 ist ein Wort. Noch fünfzehn Jahre und das Jahrhundert ist voll, scheint eine gute Konstruktion zu sein 🙂
VG Simon
Stephan meint
Sehr cool!
Hatte das selbe Problem und dann deinem Tipp läuft der Helm jetzt wieder!
Vielen dank und alles Gute 🙂
Simon Bäumer meint
Freut mich, frohes Schweißen!