Es gibt Dinge, die fangen mit “Euro” an und machen das Leben leichter: Der Euro selbst, die Euro-Palette, die Euro-Kiste und eben der Euro-Zentralanschluss fürs Schweißgerät. Und bestimmt noch hundert andere Dinge die ich gerade vergessen habe.
Mein erstes Mig/Mag Schweißgerät war vor über sechs Jahren ein Einhell Oxyweld 120 siehe Blogartikel hier – wahnsinn, heute könnte ich mir a) ein Leben ohne Schweißgerät nicht mehr vorstellen und b) so eine Möhre nur noch unter der Androhung von Gewalt benutzen – nunja, mit der Zeit steigen die Ansprüche 😀
Das Einhell hatte noch keinen Zentralanschluss und war dementsprechend nicht schön zu benutzen, aber für einen ambitionierten Bastler ein schönes Projekt mit steiler Lernkurve. Nicht einmal zwei Jahre später zu mein neues Schweißgerät ein: Ein Poromag 250K – 250 Ampere pure Trafopower, eine rollende Immobilie die schon 30 Jahre Industrieleben hinter sich hat – und dennoch tadellos funktioniert.
Das einzige was fehlte, war das Schlauchpaket. Also bei der schweißenden Zukunft schlauch gemacht, und Binzel gekauft. Geworden ist es damals ein MB Ergo Grip 25 AK mit 4m Länge (im Nachhinein hätte ich besser fünf gekauft). Das war mein erster Berühungspunkt mit dem Euro-Zentralanschluss.
Was bringt der Zentralanschluss?
Der Zentralanschluss soll den Wechsel von Schlauchpaketen vereinfachen. Statt Schrauben, umklemmen und Schläuche befestigen, braucht man nur noch die große Überwurfmutter lösen, und kann das gesamte Schlauchpaket vom Schweißgerät lösen – wenn der nicht der Draht wäre, den man vorher am Brenner abknipsen und zurückspulen muss.
In der Praxis wechselt man als Hobbyschrauber und -schweißer das Schlauchpaket ohnehin nicht “einfach so”. Stattdessen ist es dauerhaft mit dem Schweißgerät verbunden, verlängert den Bauraum nach vorne um gute zwanzig Zentimeter und bringt im ersten Moment erstmal gar nichts(!).
Aber aber aber, wird so mancher jetzt sagen, wenn man verschiedene Materialen schweißen will (Alu, VA), dann sollte man das nicht mit der gleichen Seele des Schlauchpaketes tun, da dort Abrieb von dem gewöhnlichen Stahldraht drin ist. Zudem variieren auch die Schlauch- und Düsendurchmesser bei anderem Material.
Ja, in der Theorie kann man bei einem Mig/Mag-Gerät auch andere Materialien schweißen – in der Praxis macht das aber kein Mensch!
Ich habe auf meinem Poromag noch die zweite 20l Gasbuddel von meinem WIG-Inverter (Argon statt Corgon) geparkt und benutze es als Schweißwagen, mit zwei Gasflaschen knackt der Brecher die 150kg Grenze und lässt sich trotz vier Rollen nur noch mittelmäßig gut bewegen.
Zudem hält niemand im echten Leben mehrere Schlauchpakete und Drahtspulen mit unterschiedlichen Zusätzen bereit, um jedesmal zwanzig Minuten lang mit Umrüsten beschäftigt zu sein, nur um einen VA-Bolzen anzuheften.
Nein, das macht wirklich niemand. Dafür haben die meisten Schrauber und Schweißer die ich so kenne einfach mehrere Geräte, die alle direkt einsatzbereit sind.
Ja, aber was ist denn nun der Vorteil des Zentralanschlusses?!
Kurz und knapp: Wenn das Schlauchpaket kaputt ist, oder du das Schweißgerät transportieren musst, lässt sich das Schlauchpaket mit mäßigem Aufwand abnehmen.
So richtig “brauchen” tut man den Zentralanschluss nur deshalb, weil alle guten Schlauchpakete direkt mit diesem Anschluss ausgestattet sind. Seit etwa vier Jahrzehnten hat sich der Anschluss in der Industrie bewährt, noch heute gibt es billige Geräte, die ohne Euroanschluss ausgeliefert und nachgerüstet werden müssen.
Zentralanschluss nachrüsten
Die Nachrüstung ist eigentlich mit überschaubarem Aufwand erledigt: Da es sich nur um einen physischen Adapter handelt, der die vier Elemente
– Strom
– Draht
– Schaltleitung
– Schutzgas
in einem einzigen Stecker bündelt. Da diese auch schon vorher vorhanden sind, muss man diese “nur” auf den Zentralschluss adaptieren, und schon ist das neue Glück fertig.
Was muss mein Schweißgerät mitbringen, damit ich es auf den Euro-Zentralschluss umbauen kann?
Eigentlich kann man jedes Schutzgas-Schweißgerät auf Euroadapter umbauen, sofern der Platz es hergibt. Die einzig richtige Voraussetzung ist das Vorhandenseins eines Magnetventils für das Schutzgas.
Bei meinem Oxyweld war ab Werk kein Magnetventil vorhanden, sondern dies war im Brennerknopf als manuelles Ventil miteingebaut.
Findet man im Brenner also keine Steuerleitungen (Schlauchpaket oder Brenner öffnen), dann muss man ein kleines 230V Magnetventil zwischen Gasanschluss des Schweißgeräts und dem Euroanschluss nachrüsten – Kostenpunkt etwa 30€.
Ansonsten muss zwischen der Vorschubeinheit und der vorderen Blechwand, auf die der Zentralanschluss montiert werden soll, noch etwa 10cm Platz in der Tiefe sein – sollte zu wenig Platz vorhanden sein, kann man entweder das Gehäuse etwas hemdsärmlig nach vorne verlängern, oder den Anschluss an eine etwas andere Stelle verlegen, wo mehr Platz vorhanden ist – nur die Führung der Seele muss dann entsprechend im großen Bogen von der Vorschubeinheit zum neuen Anschluss gelegt werden, um die Reibung nicht zu sehr zu erhöhen.
Strom auf die Buchse!
Das wichtigste, was der Zentralanschluss weiterleiten muss, ist der Schweißstrom – entsprechend wichtig ist die richtige Anbringung der Stromversorgung.
Der Nachrüst-Zentralanschluss ist dafür mit einem Gewinde versehen, auf dem zweit (Messing)Muttern samt (Messing)Unterlegscheiben die Stromversorgung fixiert wird. Bei dem von mir umgerüsteten Dalex-Schweißgerät kommt der Schweißstrom über ein Kupferblech, bei anderen Geräten hat man hier ein Kabel vom Format einer Batteriepolklemme.
Loch ins Kuchenblech
Nicht immer ist es so einfach wie hier: bei vielen Geräten ist es notwendig, das Loch im Frontblech zu vergrößern. Hierfür nimmt der Mann von Welt entweder den Stufenbohrer oder den Blechnippler, sofern ansetzbar. Damit vergrößert man das Loch auf Solldurchmesser.
Wichtig bei der Positionierung: Der Innere Teil, der eigentliche Anschluss, muss möglichst in einer Linie mit der Vorschubeinheit sitzen. Daher vorher schauen ob der innere Teil auch passt, und nicht nur “nach Optik” entscheiden. Gegebenenfalls muss man ein Stück Tafelblech zwischensetzen, zum den Anschluss festzuschrauben. Die Bohrungen haben 6mm, also M5 oder M6 nehmen, mit Unterlegscheiben.
Schalten und walten
Damit Strom, Draht und Gas auch auf Knopfdruck vorne aus dem Brenner kommen, braucht es die passenden Impulse. Im Brenner ist ein einfacher Schalter, der an das Hauptschütz das Signal zum schweißen gibt. Bei den Nachrüstadaptern gibt es wahlweise zwei blaue Leitungen, oder eine schwarze und eine rote – die Polung ist aber völlig egal, da es sich um einen simplen Schließer handelt.
Bei dem hier umgerüsteten Dalex war die Lösung schon sehr fürstlich vorbereitet: hier musste ich lediglich die Kabel auf Länge bringen und neue Kabelschuhe aufcrimpen.
Gehen die Kabel vom alten Schlauchpaket einfach vom Brenner bis zum Hauptschütz durch, kann man diese einfach im Gehäuse (passend) abschneiden, und mit den neuen Leitungen des Zentralsteckers verbinden – fertig!
Bei Kabelschuhen kann man löten, crimpen oder eine Mischung aus beidem (Kabelschuhe aufcrimpen und anschließend mit Lötzinn “volllaufen” lassen). Hier scheiden sich die Geister, bei niederen Korrsionsschutzanforderungen wie hier reicht aber crimpen allemale.
Gas auf Knopfdruck
Das Schutzgas soll vorne aus dem Brenner kommen, aber nicht schon unterwegs verloren gehen. Wie schon oben angesprochen, braucht es ein Magnetvenil im Schweißgerät. Die Nachrüstung ist auch kein Problem, die notwendige Spannung kann direkt am Hauptschütz abgegriffen werden. Wer sich unsicher ist, sollte den Elektriker seiner Wahl fragen.
Ansonsten gilt es nur, den neuen Schlauch sicher zu verbinden. Die Reihenfolge bei der Auswahl der Schlauchschellen ist wie folgt:
- Federschelle
- Ohrschelle
- Schraubschelle
Warum diese Reihenfolge? Weil nur die Federschelle dauerhafte Verbindungen garantiert und auch nachgebenden Kunststoffen dauerhaft mit Vorspannung entgegentritt. Die Ohrschelle drückt nur relativ einseitig, ist aber relativ billig und einfach zu verarbeiten. Die Schraubschelle ist am teuersten, sperrig und von der Klemmqualität die schlechteste Schelle.
Lässt sich der Schlauch nicht aufschieben, kann man ihn mit einem Feuerzeug ein wenig heiß machen und dann leichter aufschieben
Schlauchpaket – China oder Marke?
Wie bei den meisten Dingen im Leben stellt sich die Frage – was darf es kosten?
Ich habe bei meinem Schweißgerät, bei diesem hier, und noch zwei weiteren in der Verwandtschaft auf Schlauchpakete von Abicor-Binzel gesetzt – hatte mich zuvor bei meinem Lieblings-Metaller schlau gemacht 🙂
Ein Markenschlauchpaket wie dieses hier (MB 15AK 3m) kostet um die 50€ (zwischen 47€ und 57€ alles gesehen) – ein günstiges, namenloses Schlauchpaket in ähnlicher Farbkombination bekommt man beim Chinamann natürlich für 20€ weniger.
Wer nun aber glaubt, hier ein gutes Geschäft zu machen, irrt gewaltig. Bei sämtlichen Erfahrungen zu China-Schweißgeräten ist immer eins zu lesen: “Schweißt schon direkt doppelt so gut, seit ein vernünftiges Schlauchpaket dran ist.”Zudem halten Markenteile auch die Grenzwerte für Weichmacher und giftige Stoffe ein, keiner gibt euch eine Garantie ob da Billig-Schlauchpaket nicht nach 5 Jahren komplett spröde ist – hingegen kann ich an meinem Binzel nach nun knapp fünf Jahren noch keinen Verschleiß oder Ermüdung feststellen. Zudem kommt oftmals ein störrischer PVC-Schlauch zum Einsatz, der beim Schweißen in Zwangslagen und komischen Verrenkungen meist sehr störend ist.
Und auch die Ersatzteilversorgung ist ein Punkt, den man bedenken sollte. Ein (gutes) Schweißgerät hat man für Jahrzehnte, ist dann doof wenn man dann keine Düsen mehr bekommt, oder nur der Schalter im Brenner defekt ist, und ausgetauscht werden müsste. Daher rechnet die gesparten 20€ mal auf 10 Jahre Nutzungsdauer um, und wie viele Stunden ihr schweißen werdet – kurzum, billig lohnt hier nicht. Lieber einen Monat länger sparen, und dann ein gutes Schlauchpaket kaufen und sich lange daran erfreuen.
Und damit viel Spaß beim Schweißen!
Yassel Messa meint
Muy bueno me interesa
Schramm,Peter meint
Hallo, leider ist das Video vom China oszilloskop nicht mehr online. Das Video hat mich veranlasst das Gerät in China zu bestellen. Bin gespannt wie das Projekt wird.
Vielen Dank für das tolle Video.
Simon Bäumer meint
https://www.youtube.com/watch?v=TKj6636UHRA
Dieses hier?
Danke fürs Feedback!
philipp meint
Hi
Ich habe ein Güde 192 k
Möchte auch auf Euro Anschluss umbauen .Leider weis ich nicht wie und wo ich das Magnetventil anschließen soll.
Habe ein 12v Ventil da.
Wäre super wenn Sie mir da helfen könnten.
Danke vorab
Simon Bäumer meint
Falls noch aktuell – schau und miss nach, was mit der Steuerspannungs aus dem Griff versorgt wird (es gibt Brenner wie beim OxyMig, die nur ein Gasventil haben, oder welche (die besseren) die den Strom schalten. Das Gasventil sollte parallel zum Schweißtrafo geschaltet werden.
Philipp meint
Hi
Super Video allerdings hab ich ein Problem.
Gerät Güde 192k
Alles umgebaut einzige Problem wie und wo das Gasventil anschließen.